Chronik des Kneipp-Verein St. Ingbert e.V. ab 1894
St. Ingbert gehört seit Jahrzehnten zu den Orten, die sich zu Zentren der Kneipp-Bewegung entwickelt haben und wen wundert es, dass die Gründung des
Kneipp-Vereins noch zu Lebzeiten Kneipp`s vollzogen wurde.
Der Volksschullehrer und spätere Schulrat Karl Peill gab hierzu im Juli 1894 den entsprechenden Anstoß und bei der
Gründungsversammlung schrieben sich 41 Mitglieder in die Vereinsliste. Karl Peill selbst war in Bad Wörishofen von Pfarrer Kneipp von einem Lungenleiden geheilt worden und hatte somit die Wohltaten
des Wassers n sich selbst erfahren. Im Hofe seines Wohnhauses in der Ensheimer Straße ließ er nach dem Vorbild der Klosterwaschküche in Wörishofen eine Badestube mit Wannen- und Gießeinrichtung
erbauen. Mit großem Erfolg wurden nun von ihm selbst und seiner Frau Wasseranwendungen an die Mitglieder verabreicht.
Den ersten Höhepunkt erlebte der junge Verein durch den persönlichen Besuch Sebastian Kneipp`s im Jahre 1896. Im
Rahmen seiner zahlreichen In- und Auslandsreisen machte Kneipp auch in St. Ingbert Station, wo ihm ein triumphaler Empfang bereitet wurde und er unter größter Anteilnahme der Bevölkerung einen
Vortrag hielt.
Als erster Vorsitzender leitet Schulrat Peill den aufstrebenden Verein bis hinein in die Wirren des ersten
Weltkrieges, der die Aktivitäten für kurze Zeit stoppte.
Von dem Bergmann und späteren Feldhüter Heinrich Lauer gingen die Impulse aus, die zur Wiederaufnahme der Arbeit im
kneipp`schen Sinne führte. Auch er, von Kneipp in Wörishofen von seinem schweren lungenleiden geheilt, wurde nun zum Verfechter seiner Lehre und scharte in kurzer Zeit einen kleinen Kreis von
Gesinnungsgenossen um sich. Zu ihnen zählte auch Wilhelm Schwartz. Gesundheitlich durch die Folgen des Krieges angeschlagen, begann er sich für die natürliche Behandlungsweisen nach Kneipp zu
interessieren, nachdem ihm die ärztliche Behandlung die erhoffte Besserung nicht gebracht hatte. Nach anfänglichem Widerstreben übernahm Schwartz dann als erster Vorsitzender die Leitung des
Vereins.
Nach eingehendem Studium der einschlägigen Literatur begann er mit regelmäßigen Vortragsabenden das Vereinsleben zu
aktivieren. Ein weiterer Schritt war die Ausbildung Heinrich Lauers zum Kneipp`schen Bademeister in Wörishofen.
Im Keller der Gastwirtschaft Grell in der Pfarrgasse wurde die dringend benötigte Badestube eingerichtet. Das
„Kneipp-Bad“, in dem auch Reinigungsbäder verabreicht wurden, erfreute sich lebhaften Zuspruchs, so dass sich die Stadtverwaltung bereit erklärte, dem Kneipp-Verein zwei entsprechende Räume im
städtischen Bürgerhospital mietfrei zu überlassen.
Im Mai 1922 wurde die Arbeit im Bürgerhospital aufgenommen. Schon kurze Zeit später wurde im angrenzenden Hof die
erste Wassertretstelle angelegt.
Der Verein war inzwischen auf über 500 Mitglieder angewachsen und das bei einer Einwohnerzahl von 20.000. Namhafte
Kneipp-Ärzte, wie die Mitarbeiter von Kneipp, Dr. Baumgarten und Dr. Scholz, kamen zu Vorträgen nach St. Ingbert.
1924 wurde die erste Gymnastikgruppe gegründet und somit vor 70 Jahren der Grundstein für die heute so moderne
Gruppenarbeit gelegt.
Das nächste Ziel des Vereins war die Schaffung eines Luft- und Sonnenbades, wozu von der Stadt ein entsprechendes
Gelände auf dem roten Flur gemietet wurde. Um die Finanzierung des Projektes in Höhe von 40.000 ffrs. Sicherzustellen, wurde zur Spendenaktion aufgerufen. Beachtliche Beträge kamen zusammen und für
die noch ausstehende Restsumme übernahm die Stadt die Bürgschaft.
Das Luftbad, das sich zu einem schönen Park mit herrlichem Baumbestand entwickelt hatte, wurde
im
2. Weltkrieg vom Militär belegt. Eine Instandsetzung in den Nachkriegsjahren war finanziell für den Verein nicht
tragbar und auch durch die Anlegung eines neuzeitlichen, großzügigen Freibades nicht mehr notwendig.
Inzwischen hatte sich ein Kneipp-Arzt in St. Ingbert angesiedelt und nach Genehmigung durch den Kreisrat wurde im
Kreiskrankenhaus eine Kneipp-Abteilung eingerichtet, was bald positive Auswirkungen auf die Belegung des Krankenhauses hatte.
Die rege Inanspruchnahme der Kneipp-Einrichtungen im Bürgerhospital machte 1935 eine Erweiterung notwendig, die durch
großzügige Spenden von namhaften Persönlichkeiten St. Ingberts (Kommerzienrat Otto Kaiser, Ernst und Luise Weigand, Dr. Göppel und Wilhelm Schmelzer) möglich wurde.
In der letzten Phase des zweiten Weltkrieges wurden dort die Anwendungen vom ersten Vorsitzenden, Herrn Schwartz,
selbst verabreicht, nachdem dieser mittlerweile in Wörishofen zum Kneipp-Bademeister ausgebildet worden war. Die Arbeit des Kneipp-Vereins konnte aufgrund einer Sondergenehmigung auch während der
Kriegsjahre weitergeführt werden, wo hingegen grundsätzlich alle Vereine durch die Militärbehörde aufgelöst worden waren.
1951 trat der Verein mit der Bitte an die Stadt heran, die Kneipp`schen Einrichtungen durch eine Sauna mit Ruhebetten
zu erweitern. Nach eingehenden Beratungen entschloss sich die Stadt zum Bau eines zeitgemäßen Stadtbades mit Schwimmhalle, Kneipp-Ambulatorium und Sauna, mit medizinischen und Reinigungsbädern, einem
Gymnastiksaal, einer Arztpraxis, Speisegaststätte und Hausmeisterwohnung. Im April 1956 wurde der Betrieb im Stadtbad aufgenommen.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Vereins war die großzügige Einrichtung einer Kneipp-Abteilung im
Erholungsheim des Deutschen Roten Kreuzes auf dem Gelände des ehemaligen Schlosses Elsterstein, nachdem sich die Pläne zur Errichtung eines Kneipp-Sanatoriums an gleicher Stelle Jahre zuvor, trotz
intensiver Bemühungen von Wilhelm Schwartz, zerschlagen hatten.
Durch die ungeheure Dynamik des St. Ingberter Vereins wurde die gesamte Kneipp-Bewegung im Saarland befruchtet. Herr
Schwartz, der zum Verbandsleiter für das Saarland gewählt worden war und dieses Amt rund 50 Jahre innehatte, gründete an 37 Orten Kneipp-Vereine und hielt selbst zahllose Vorträge. Mehrere Dia-Serien
und der Film „Helft heilen – heilendes Wasser“, der im
St. Ingberter Stadtbad gedreht wurde, entstammen der Ära Schwartz. Außerdem ist er Verfasser unzähliger Artikel und
Initiator und Mitverfasser des „Gesundheitsbuches der Familie“, das inzwischen seine 2. Auflage erfahren hat.
1961 erfolgte die Gründung einer Geschäftsstelle, wozu die Stadtverwaltung zwei Räume zur Verfügung stellte und die
Einstellung von August Treitz, der Geschäftsführer des Verbandes wurde. 1964 wurde Herr Treitz von Frau Anneliese Weber abgelöst. Ihrer aktiven und umsichtigen Geschäftsführung im Kneipp-Verein und
im Landes-verband sind die erreichten Erfolge in besonderer Weise zu danken.
Im Jahre 1969 trat Wilhelm Schwartz von seinem Amt als erster Vorsitzender zurück und Alois Weiß wurde zu seinem
Nachfolger gewählt. Den veränderten Bedürfnissen der Bevölkerung folgend, wurde nun allmählich auch das Arbeitsprogramm des Kneipp-Vereins auf die vielfältigen Möglichkeiten der Gruppenarbeit
umgestellt. Aufbauend auf den fünf Wirkprinzipien des Kneipp`schen Lehre lässt das derzeitige Programm auch für den jungen Menschen kaum einen Wunsch offen, und die Resonanz, die wir in allen
Schichten der Bevölkerung haben, bestätigt, dass wir auf die Bedürfnisse der Zeit entsprechend eingehen.
1977 gab Herr Weiß den Vorsitz an die bisherige
2. Vorsitzende Frau Helga Trost ab, die sich unentwegt bemühte, das hohe Niveau des Vereins zu halten und noch zu
steigern. Das besondere Augenmerk von Frau Trost galt der Intensivierung und Ausweitung der Gruppenarbeit. Hierzu war es notwendig weitere interessierte Frauen und Männer zu gewinnen, die bereit
waren, sich an der Kneipp-Akademie in Bad Wörishofen intensiv ausbilden zu lassen, um in unserem Verein als Übungsleiter tätig zu werden. Sanfte Gymnastik, Tanzen als Balsam für die Seele,
Wirbelsäulengymnastik, geselliges Tanzen, Kinderyoga, vorbeugende Gymnastik bei Osteoporose, Callanetics, Aerobic und Bodyforming. Damit wurde das Bewegungsangebot erheblich erweitert. Auch auf dem
Gebiet der modernen Ernährungslehre vermitteln wir Kenntnisse über eine hochwertige, naturgerechte Vollkost ohne Einseitigkeit. Regelmäßig werden Kurse in autogenem Training auch für Kinder und
Jugendliche durchgeführt. Darüber hinaus wurde das Angebot an Tagesfahrten, Schnupperaufenthalten in Kurorten, Mehrtagesfahrten und Kulturreisen aber auch Tageswanderungen, Wanderwochen und
Skifreizeiten für Jugendliche und Erwachsene erheblich erweitert.
Nach 29 Jahren gab Frau Helga Trost den Vorsitz im Jahre 1996 ab. Frau Helmi Trautmann wird als neue
1. Vorsitzende gewählt.
Am 31.12.1999 wird das Hallenbad geschlossen. Es ist ein Neubau im Mühlwald geplant.
Frau Trautmann gibt aus gesundheitlichen Gründen im April 2000 das Amt als 1. Vorsitzende ein Jahr vor den Neuwahlen
ab. Frau Anja Leppmeier, bisher Beirats-mitglied, übernimmt ab sofort das Amt als 1. Vorsitzende.
Die Büroangestellte Frau Hildegard Schaar wird nach
16 Jahren ihre Tätigkeit beim Kneipp-Verein zum 30.06.2001 beenden. Frau Nicole Müller wird als Angestellte die
Arbeiten der Geschäftsstelle übernehmen.
Frau Anja Leppmeier gibt das Amt als 1. Vorsitzende nach einem Jahr aus persönlichen Gründen ab. Als
neuer
1. Vorsitzender wurde Herr Alexander Tomm, bisher Schriftführer im Verein, gewählt. Als 2. Vorsitzende wurde Frau
Nicole Müller gewählt.
Am 11. Juli 2004 feiert der Verein sein 110jähriges Vereinsjubiläum mit einem Fest am Wohmbacher
Weiher.
Herr Alexander Tomm tritt im April 2005 als
1. Vorsitzender zurück. Frau Rita Schmitt übernimmt das Amt der 1. Vorsitzenden.
Im Septmeber 2005 findet die Eröffnung der neuen Badewelt „das blau“ am Mühlwald statt.
Frau Christel Schmelzer gründet im März 2006 ein Frauenfrühstück. Das Frühstück wird einmal im Monat angeboten und
ist nur für Frauen. Neben dem Frühstück werden auch Vorträge und Gespräche zu interessanten Themen angeboten. Das Frühstück wird sehr gut angenommen und jedes Mal von ca. 40 Frauen
besucht.
Im September 2010 ist der Kneipp-Verein Ausrichter des landesweiten Jazz-Tanzfestivals des Kneipp-Bundes in der
Stadthalle. Über 100 Akteure nehmen bei dieser Veranstaltung teil.
Frau Rita Schmitt tritt im September 2013 aus gesundheitlichen Gründen als 1. Vorsitzende zurück.
Frau Nicole Müller übernimmt das Amt der 1. Vor- sitzenden. Frau Anja Pressmann übernimmt das Amt
als
2. Vorsitzende. Herr Günther Trautmann bleibt weiterhin Schatzmeister und als Schriftführerin wird Frau Brigitte
Hauch gewählt.
Am 20. Juli 2014 feiert der Verein sein 120 jähriges Jubiläum im Pfarrheim St. Josef.
Insgesamt sind es derzeit 66 Gruppen in unserem Verein, die auf dem Gebiet der Gesundheitsvorsorge zum Wohle Aller
tätig sind.
Wir hoffen und wünschen, dass das Gesundheits-bewusstsein unserer Bevölkerung anhält und noch weiter ausgebaut werden
kann.
Unser gemeinsames Schaffen hat, wie man sehen kann, Jahrzehnte überdauert, hat allen politischen Strömungen
standgehalten, getreu unserem satzungsgemäßen Auftrag, politisch wie auch konfessionell neutral zu sein und wird in Zukunft so fortbestehen.